Darum geht’s in diesem Artikel:
Wir besitzen viele Dinge. Sehr viele Dinge um genau zu sein. Denn laut statistischen Bundesamt besitzt ein Haushalt in Europa durchschnittlich 10.000 Dinge. Eine unvorstellbare Menge. Vor 100 Jahren lag die durchschnittliche Anzahl an Besitztümern in deutschen Haushalten bei 180 Dingen. Wie konnte es so weit kommen?
Einerseits können wir das Horten von Dingen mit der Evolution erklären: Dinge besitzen, sicherte das Überleben und gibt uns das Gefühl von Sicherheit. Auch psychologische Faktoren spielen mit hinein: Unsere Besitztümer spiegeln unsere Identität wider. Sie zeigen unsere Person, wie sie war (z.B. mit Festahlten an Erinnerungsstücken), wie sie heute ist und wie sie zukünftig sein will (z.B. mit dem Kochbuch, was seit 5 Jahren ungenutzt im Regal steht, wir aber in Zukunft eine bessere Köchin sein wollen). Unsere Besitztümer werden zum erweiterten Ich. Es geht darum, mitzuhalten und dazugehören – aber auch darum sich abzugrenzen und seine Individualität auszudrücken.
Andererseits kommt noch hinzu, dass Einkaufen (kurzfristige) Glücksgefühle auslöst, die im schlimmsten Fall bis hin zu einer Kaufsucht führen kann. Auch der Druck von unserem sozialen Umfeld, Social Media und Trends kann uns leicht dazu verleiten, mehr zu kaufen als wir benötigen. Und zackbumm, ist unsere Wohnung vollgestopft mit Dingen, die wir eigentlich gar nicht brauchen und deren Last uns die Luft zum atmen nimmt – also metaphorisch gesprochen (hoffentlich).
Unordnung stresst auf vielen Ebenen
Zu viel Zeug, zu wenig Zeit
Wir müssen uns um diese Dinge kümmern, sie pflegen, reparieren, wegräumen und manchmal starren uns die unbenutzten Dinge vorwurfsvoll aus der Ecke an, weil wir doch schon seit einem halben Jahr das extra angeschaffte Meditationskissen für weniger Stress im Alltag ausprobieren wollten. Und das genau ist der Knackpunkt:
Zu viele Dinge stressen uns.
Tagtäglich sind wir abertausenden Informationen – z.B. Nachrichten und Posts auf Social Media – und Entscheidungen ausgesetzt – z.B. Was esse ich heute zum Frühstück? Nehme ich den Bio-Joghurt, den fettarmen Joghurt oder den Markenjoghurt aus dem Supermarkt mit? – die uns eh schon zusetzen. Wer auch noch einen fordernden Job hat und/oder ein Kleinkind in der Autonomiephase oder andere Herausforderungen, sitzt abends so fertig auf dem Sofa, dass er nur noch darauf warten kann, endlich ins Bett zu gehen (Quelle: ich bin Mama eines Kleinkinds in der Autonomiephase). Wo bleibt da noch die Zeit, aufzuräumen, zu putzen und auch einfach mal zu leben?
Und dann sind da zusätzlich noch die abertausende Dinge in unserem Zuhause, die uns überwältigen. Und von denen wir – wenn überhaupt – nur ein Drittel regelmäßig nutzen und wirklich brauchen. Der Rest: unnötiges Beiwerk, das uns unser Leben schwer macht und Platz raubt. Denn da kommen wir auch schon zur nächsten Herausforderung:
Zu viel Zeug, zu wenig Platz
Es ist eigentlich ganz logisch: Wer viel besitzt, braucht auch mehr Platz. Aber auf einem angespannten Wohnungsmarkt eine größere Wohnung zu einem angemessen Preis zu finden, gleicht einem Sechser im Lotto. Aber brauchen WIR überhaupt einen größeren Wohnraum oder nur unsere Dinge? Wollen wir wirklich mehr Geld zahlen für die Lagerung unserer Besitztümer?
Ich denke dabei an die einmal genutzten Donut-Maker, die euphorisch erworbenen Smoothie-Mixer und die schicke Trend-Bluse mit dem krassen Muster, die einen Sommer lang total angesagt war. Kennen wir doch alle – ich auch.
Oder fokussieren wir uns lieber auf die Dinge, die wir brauchen, nutzen und lieben? Wenn wir die ungenutzten Dinge in unserem Haushalt loslassen, dann…
- überdenken wir unser Konsumverhalten im Anblick der vielen Dinge.
- schaffen wir Freiräume in unserem Zuhause und bekommen Platz zum Durchatmen.
- erhalten wir einen besseren Überblick über unseren Besitz und vermeiden zukünftige Fehlkäufe.
- brauchen wir grundsätzlich weniger Lagerfläche.
- und jemand anderes freut sich darüber, wenn wir die aussortierten Sachen verkaufen oder spenden.
Um das ganze abzukürzen: Je mehr Dinge, desto weniger Platz, desto weniger Übersicht, desto mehr unnötige Käufe – und das ganze geht von vorne los. Um den Kreislauf aus Unordnung, Konsum und Frustration zu durchbrechen, hilft es meist am besten, das Pflaster einfach schnell abzureißen und einen (oder mehrere) fest geplante Aufräumtage einzuplanen. Entweder alleine oder mit der Hilfe eines Ordnungscoach (*zwinker zwinker* hier geht es zu meinem Angebot).
Zu viel Zeug, zu wenig Ressourcen
Und dann ist da auch noch die Klimakrise. Die hängt nämlich auch ganz unmittelbar mit unserem (Über-) Konsum und den dadurch entstehenden Müllbergen zusammen. Im Jahr 2023 waren es 433 kg Müll pro Einwohner in Deutschland. Davon 2 kg Textilien und 29 kg Spermüll – also z.B. Möbel. Das ist ziemlich viel Müll, wenn man es auf unsere ca. 83 Mio. Einwohner hochrechnet.
Wir sind aber nicht allein Schuld an unserem Umweltproblem (obwohl ich hier nicht gerne von Schuld spreche – so funktioniert einfach der Kapitalismus): Social Media zeigt uns, wer wir werden können, wenn wir nur dieses oder jenes kaufen. Werbung verführt uns mehr zu kaufen als wir brauchen. Und die Gewinnmaximierung von Unternehmen überhäuft uns mit billigen Wegwerfartikeln, die ihr Geld kaum noch wert sind. Hinzu kommt der Überfluss an angebotenen Waren und die 24/7 Verfügbarkeit, die schnell zu unüberlegten Spontan-Käufen führen.
Deswegen ist es wichtig die Marketing-Methoden zu verstehen und warum unser Gehirn darauf so gut anspringt. Wir müssen außerdem verstehen, welchen Weg unser Müll nach dem Wegwerfen geht. Und das wichtigste: Wir müssen uns, mit unserem Konsum und Besitz auseinander setzen bzw. erst mal ordentlich aussortieren.
Wie jetzt?! Die Sachen alle wegwerfen? Das ist doch genau das Problem!
Jein. Die Vergangenheit können wir nicht ändern und die Sachen einfach wegzaubern (was ich aber ziemlich cool fände als Kind der Harry Potter-Ära). Wir können es in Zukunft nur besser machen und dafür brauchen wir ein Bewusstsein für die Dinge um uns herum und auch für uns selbst und unser Konsumverhalten.
Kurz und knapp: Was kostet Unordnung?
Unordnung kostet uns nicht nur Nerven und graue Haare, sondern auch:
- Zeit: Je mehr Dinge wir besitzen, desto mehr Zeit müssen wir aufwenden sie zu organisieren, zu pflegen und zu suchen. Unordnung kostet uns wertvolle Lebenszeit, die wir für wichtigere Dinge nutzen sollten, wie Zeit mit der Familie, in der Natur oder für unsere Hobbies.
- Raum: Je mehr Dinge wir besitzen, desto mehr Platz müssen für dafür zu Verfügung stellen. Sei es Möbel zur Lagerung, bezahlte Lagerplätze oder sogar ein größeres Zuhause.
- Ressourcen: Je mehr (unnötige) Dinge wir kaufen, desto mehr Ressourcen werden dafür benötigt. Viele Dinge haben eine kurze Halbwertszeit, weil sie billig produziert sind oder wir sie zu selten nutzen. Diese Dinge verbrauchen in der Herstellung wertvolle Ressourcen und Energie. Unser Müll wandert im schlimmsten Fall in die Natur und richtet dort Schaden an.
- Geld: Viele Dinge haben irgendwann mal viel Geld gekostet. Logisch. Wer aber doppelt kauft, weil er in seiner Unordnung nichts mehr findet, gibt doppelt Geld aus. Auch Lagerplätze oder eine größere Wohnung kostet uns Geld.
Also heißt das jetzt, wir dürfen gar nichts mehr Schönes kaufen?
So simpel geht die Rechnung nicht auf. Denn wenn wir nicht mehr konsumieren würden, wäre das auch schlecht für unsere Wirtschaft. Es ist ein schmaler Grad zwischen Konsum (ich kaufe das, was ich auch wirklich brauche) und Überkonsum (ich kaufe für den schnellen Dopamin-Kick). Und sein wir mal ehrlich, Kaufen macht auch einfach Spaß.
Das Zauberwort heißt also: Bewusst konsumieren. Doch bis wir zu diesem Punkt kommen, müssen wir erst einmal das Chaos sichten und Ordnung schaffen.
Nachhaltige Ordnung für ein leichtes Leben
Bevor wir mit dem Aussortieren starten, empfehle ich meinen Kund*innen immer, sich erst einmal vor Augen zu führen, warum sie Ordnung schaffen wollen. Denn der Wunsch nach mehr Struktur und Klarheit kann viele Gründe haben:
- Hast du den Überblick über deinen Besitz verloren und verbringst immer mehr Zeit mit Suchen?
- Fühlst du dich zuhause nicht mehr wohl, weil alles voll steht und keine klare Struktur mehr vorhanden ist?
- Ist es Zeit, sich von altem Ballast zu trennen, weil es in deinem Leben gerade einen Wendepunkt gibt?
- Möchtest du leichter im Familienalltag leben, weil sich einfach zu viel Stress angestaut hat?
Ein klares Ziel vor Augen zu haben, hilft meinen Kund*innen während des Aufräumprozesses nicht die Motivation (oder in machen Fällen auch den Verstand) zu verlieren. Denn viele angesammelte Dinge, die in Schränken und Schubläden versteckt sind, hat man gar nicht mehr auf dem Schirm. Deswegen gehe ich mit meinen Kund*innen meist in einer bestimmten Reihenfolge beim Aussortieren vor:
1. Überblick verschaffen: Schocktherapie mit dem Marie-Kondo Kleiderberg
Wer sich mit Aufräumen und Ordnung beschäftigt, wird an dem japanischen Aufräum-Guru Marie Kondo nicht vorbeikommen. Sie empfiehlt ebenfalls, nach Kategorien aufzuräumen (z.B. Kleidung) und am Anfang alle Dinge einer Kategorie auf einen Haufen zu legen – der Marie-Kondo-Kleiderberg entsteht. Dabei wird nicht nur die Kleidung aus dem hiesigen Kleiderschrank geholt, sondern auch die Stücke aus der Garderobe, dem Keller oder wo sonst noch Kleidung zu finden ist. In den meisten Fällen wäre das ein unüberwindbarer Mount Everest.
Mit meinen Kund*innen gehe ich etwas behutsamer vor und arbeite mit kleinere Kategorien, die aber ebenfalls gut als Schock-Therapie funktionieren und den entscheidenden Aha-Moment auslösen: „Es sind doch mehr Dinge als gedacht! Gut, dass ich mich jetzt darum kümmere.“
Die Kernidee von Marie Kondo bleibt aber erhalten. Denn wer nach Kategorien aussortiert, erhält einen wesentlich besseren Überblick über seinen Besitz. Wie diese Kategorien aussehen, hängt u.a. davon ab, was du besitzt, ob du alleine wohnst oder mit Kindern, welchem Hobby du nachgehst oder welchen Beruf du hast. Grundsätzlich finden sich aber folgende Kategorien in jedem Haushalt:
- Textilien (Kleidung, Bettwäsche, Handtücher)
- Medien (Bücher, Zeitschriften, DVDs, CDs)
- Küchenutensilien
- Hygieneprodukte und Reinigungsmittel
- Elektronik (v.a. Kabel, Adapter und anderer Kleinkram, von dem keiner mehr weiß, wo er dazu gehört)
- Dokumente
- Erinnerungen (das ist die schwerste Kategorie und sollte erst ganz zum Schluss in Angriff genommen werden, wenn unser Entscheidungsmuskel schon trainiert ist)
Praxis-Tipp: Wenn eine Kategorie zu überfordernd wirkt, arbeite lieber mit kleineren Unterkategorien. Also anstatt alle Kleidungsstücke auf einmal aussortieren zu wollen, starte lieber mit den Oberteilen oder Jacken.
2. Ungenutztes Aussortieren: Räume schaffen
Beim Aussortieren arbeite ich gerne mit einem Perspektivenwechsel. Statt sich zufragen „Was soll weg?“ lieber überlegen „Was darf bleiben?“. Mit welchen Dinge möchte ich mich in Zukunft umgeben? Was erleichtert mir den Alltag und welche Dinge bringen mir Freude? Somit schaffen wir uns persönliche Räume, in denen wir uns wohlfühlen mit Dingen, die wir wertschätzen können, weil sie unseren Alltag bereichern.
Mit dieser positiven Herangehensweise schärfen wir außerdem unseren Blick für das Wesentliche – für das, was uns wichtig ist. Dadurch wird unser sogenannter Entscheidungsmuskel trainiert, der uns später hilft, die wirklich schwierigen Dinge (wie Dokumente und Erinnerungen) auszusortieren.
Die übrigen Dinge, die unsere Räume bis dahin gefüllt haben und keinen Platz mehr in unserem Alltag finden, müssen auf die ein oder andere Weise unser Zuhause verlassen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie z.B.
- Verkaufen: Höherpreisige Sache können wir z.B. auf Auktions- oder Kleinanzeigen-Plattformen verkaufen. Das rentiert sich v.a. für funktionierende Elektronik (z.B. Kameras und Smartphones) oder Designer-Stücke (v.a. Kleidung und Möbel). Nachteil: es ist mühsam und kostet Zeit und oft auch Nerven (wer kennt nicht die unverschämten Nachrichten auf Kleinanzeigen oder die vergessenen Abhol-Termine).
- Spenden: Die meisten Dinge können gespendet werden und tun dabei auch noch etwas Gutes. Neben Second-Hand-Läden können gut erhaltene Dinge an Frauenhäuser, Kindergärten oder karitative Einrichtunten gespendet werden. Decken und alte Bettwäsche kann z.B. auch an Tierheime abgegeben werden. Wichtig: Vorher am besten telefonisch nachfragen, was aktuell gebraucht wird.
- Verschenken: Manche Dinge können wir auch an Familienmitglieder oder Freunde weitergeben. Aber: Nicht ausufern lassen und nur das verschenken, was dem*derjenigen auch wirklich gefällt oder er*sie brauchen könnte.
Nachhaltige Ordnung heißt auch, Müll so gut es geht zu vermeiden. Doch manche Dinge sind so alt oder kaputt, dass einfach kein Weg daran vorbeiführt. Aber auch beim Wegwerfen gibt es Möglichkeiten, nachhaltig vorzugehen: Müll trennen und Wertstoffe zum Recyclinghof bringen, damit diese wiederverwendet werden können (z.B. CDs oder Textilien gehören auf den Wertstoffhof und nicht in den Rest- bzw. Hausmüll).
Praxis-Tipp: Mittlerweile gibt es viele Anlaufstellen, um aussortierte Dinge umweltfreundlich loszuwerden. Neben Online-Plattformen wie Vinted oder Kleinanzeigen, kannst du vieles auch lokal spenden. In Nürnberg gibt es z.B. den Second Hand Guide, der (fast) alle Secondhand-Läden in Mittelfranken auflistet.
3. Ordnungssystem einführen: Für jedes Ding einen Parkplatz
Ordnung sieht für jeden anders aus und hängt davon ab, wie unser Alltag und unser zuhause aussieht – und auch welche finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. Denn nachhaltige Ordnung bedeutet für mich auch eine zugängliche Ordnung, an der jeder teilhaben kann.
Es gibt keine allgemeingültigen Regeln, wo wir unsere Dinge verräumen sollten, sondern wir müssen uns ein individuelles Ordnungssystem für uns und unsere Dinge schaffen. Wer keine Vorratskammer hat, muss die Lebensmittel in der Küche lagern und dafür Kleingeräte wie Raclette oder Waffeleisen in den Keller auslagern. Wer Kinder hat profitiert eher von offenen Ordnungssystemen, aus denen Dinge schnell raus- und reingeräumt werden können. Wer sich leicht ablenken lässt setzt lieber auf geschlossene Schränke.
Grundsätzlich können wir aber folgenden Grundsatz beherzigen: Jedes Ding hat einen festen Platz (ja, auch das Handy und der Geldbeutel) und gleiches sollte sich zu gleichem gesellen – also Dinge nach ihrer Kategorie geordnet aufbewahren. Das bedeutet, dass sich alle Bastelmaterialien in einem Schrank oder einer Schublade befinden und am besten dort, wo sie genutzt werden (z.B. in der Nähe des Esstisches, an dem die Kinder immer basteln).
Praxis-Tipp: Hier macht es Sinn sich zu überlegen, wie dein Alltag aussieht. Wie sind die Arbeitsabläufe in der Küche? Wo lege ich meine Schlüssel beim Nachhausekommen ab? Welche Dinge nutze ich tagtäglich und welche eher selten?
4. Bewusst konsumieren: Qualität statt Quantität
Beim Aussortieren, haben wir den Grundstein für einen bewussten Konsum gelegt. Denn wir haben unsere Bedürfnisse kennengelernt (= wir wissen, was wir brauchen und mögen) und einen Überblick über unseren Besitz erhalten (= wir wissen, was wir schon besitzen). Beides sind Vorraussetzungen, unsere Kaufentscheidungen zu steuern und zu hinterfragen. Ein neues Paar Putzlappen von Tchibo? Brauche ich nicht, weil die 10 Stück zuhause ausreichen. Ein neues weißes T-Shirt? Macht Sinn, weil das alte schon ausgeschlabbert ist. Aber dann bitte eines von besserer Qualität.
Denn darum geht es auch: sich beim konsumieren Zeit zu lassen und nach guter Qualität zu suchen. Was nützt es mir, jedes Jahr eine Fast-Fashion Jeans zu kaufen, die sich nach fünf mal tragen aufreibt? Wenn es der Geldbeutel zulässt, spare ich lieber auf eine Hose mit besserer Qualität – oder kaufe Second Hand.
Gerade bei Trend-Teilen, Büchern und Kinderkleidung bin ich mittlerweile ein sehr großer Fan von Gebrauchtwaren. Der Gebrauchtwarenmarkt ist mittlerweile so gesättigt, dass fast alles nach einer kurzen Suche auch aus zweiter Hand (für den Bruchteil des Neupreises) gekauft werden kann. Mein Hochzeitskleid habe ich auch in einem Second-Hand-Brautsalon gefunden. Das schont nicht nur unsere Finanzen, sondern auch die Umwelt.
Eine weitere Möglichkeit bewusst zu konsumieren, ist es, Dinge auszuleihen oder zu mieten statt neu zu kaufen. Das kann im Kleinen sein – wie Bücher, Tonies und DVDs aus der Bücherei leihen – oder Gartengeräte vom Baumarkt zu mieten. Wir können bei Tausch-Partys mit Freunden Kleidung weitergeben und neue Teile ergattern oder wir teilen in einer Hausgemeinschaft Werkzeug. Ein Akku-Schrauber wird z.B. durchschnittlich nur 15 Minuten pro Jahr genutzt. Die restliche Zeit liegt er ungenutzt irgendwo in unserem Zuhause herum und nimmt Platz weg.
Praxis-Tipp: Für Anschaffungen, die über die Lebenshaltung (sprich Lebensmittel und Hygieneprodukte) hinausgehen, lohnt es sich eine Wunschliste anzulegen. Hier landet alles, was wir uns gerne kaufen möchten. Wichtig ist, dass wir hier dem ersten Kaufimpuls widerstehen und vor dem Kauf mindestens 24 Stunden Bedenkzeit vergehen lassen. Oft vergeht der erste Impuls in dieser Zeit, weil wir die Dinge gar nicht wirklich brauchen.
5. Routinen schaffen: Nachhaltige Ordnung, die bleibt
Ordnung bleibt nur, wenn wir sie fest in unseren Alltag verankern. Und wie bei jeder neuen Gewohnheit, braucht es einige Zeit, bis wir sie verinnerlicht haben. Es gibt auch mal „schlechte“ Tage, an denen gar nichts funktioniert und wir einfach mal eine Pause brauchen. Und das ist auch vollkommen okay. Ordnung hat nichts mit Perfektionismus zu tun. Ordnung bedeutet nicht, das alles nach Regenbogen-Farben sortiert ist (obwohl das natürlich wunderschön aussieht) oder dass unsere Vorratskammer mit den zusammenpassenden Boxen und Drehtellern bestückt ist.
Ordnung bedeutet, dass wir unseren Alltag ohne große Ablenkung von zu viel Dingen bestreiten können. Ordnung bringt Ruhe in unseren vollen Alltag – der mit Kindern auch manchmal ziemlich chaotisch sein kein. Da ist es mir egal, ob die Schublade mit schicken Körben oder alten Kartons unterteilt ist. Ich möchte meine Dinge komfortabel und schnell mit maximal zwei Handgriffen errreichen und wegräumen können.
Und damit die nachhaltige Ordnung auch bleibt, helfen uns diese kleinen alltagstauglichen und erprobten Tricks:
- Die „Eins rein, eins raus“-Regel: Nur etwas Neues kaufen, wenn dafür ein altes Teil geht.
- Die Krimskrams-Kiste: Alles, was sich in einem Raum ansammelt, in eine Kiste packen und wenn diese voll ist, an die vorgesehenen Parkplätze räumen.
- Der Treppen-Korb: Wer in einem Haus wohnt, kennt das Problem
- Die 3-Minuten-Regel: Alles, was unter 3 Minuten erledigt werden kann, sofort erledigen (z.B. das Kochbuch nach dem Kochen wieder ins Regal stellen)
- Die Lückenfüller-Methode: Kleine Zeitlücken sinnvoll nutzen (z.B. die Spülmaschine ausräumen, während der Tee zieht).
- Der Timer-Hack: Wer total unmotiviert ist oder dem kleine Aufgaben schier unüberwindbar vorkommen, der kann sich einen Timer stellen. Mit einem klaren und kurzen Zeitrahmen (z.B. 10 Minuten aufräumen) lassen sich viele Dinge leichter erledigen.
Praxis-Tipp: Ordnung ist kein Ziel, sondern ein Prozess. Je mehr wir uns damit auseinandersetzen, üben, Entscheidungen zu treffen und unsere Kaufentscheidungen bewusst hinterfragen, desto einfacher wird es. Wir müssen nur einfach (haha, leichter gesagt als getan) anfangen. Gewohnheiten festigen sich dann von selbst.
Weniger ist mehr: Nachhaltige Ordnung für ein leichteres Leben
Beim Aussortieren setzen wir uns nicht nur mit unseren Dingen auseinander, sondern auch mit uns selbst. Wir lernen, was wir wirklich brauchen – und nicht, was uns Influencer oder manipulative Marketing-Strategien versprechen. Wir machen uns dadurch unabhängig von Überkonsum und FOMO (= fear of missing out). Wir gestalten uns ein einfache Leben – nicht im Sinne von spartanisch – sondern ein Leben, das sich einfach leben lässt. Frei von unnötigem Ballast, Druck und Stress.
Und um das Ganze pathetisch auszudrücken: Das Aussortieren ist auch eine Reise zu uns selbst. Dabei lassen wir nicht nur Dinge los, sondern gewinnen ganz viel dazu:
Wie nachhaltige Ordnung deinen Alltag verändert
- Mehr Ruhe: Weniger Besitz bedeutet auch weniger Stress, denn wir müssen weniger Dinge suchen, pflegen und organisieren.
- Mehr Klarheit: Weniger Dinge bedeuten mehr Platz zum atmen und denken. Mit weniger Besitz steigt auch die Wertschätzung den Dingen gegenüber.
- Mehr Freiheit: Weniger bzw. bewusster Konsum bedeutet, finanziell flexibel zu bleiben, weil wir uns von leeren Werbe-Versprechen unabhängig gemacht haben.
- Mehr Zufriedenheit: Durch das Aussortieren wissen wir, wer wir sind und wir sind nicht unsere Besitztümer.